Neue Artgenossen aus den Karpaten

Neue Artgenossen aus den Karpaten

Wenn jemand etwas mit Luchsaugen beobachtet oder bewacht, dann versteht man darunter, dass er aufmerksam beobachtet und gewissenhaft bewacht. Vielleicht ist das der Grund, dass die Spielerinnen der SG Buchholz 08-Rosengarten aus der Frauen-Handball-Bundesliga von ihren Fans liebevoll Handball-Luchse genannt werden. Auch der finnische Fußball-Erstligist und Pokalsieger von 2019, Tampereen Ilves, wählte den Luchs als Wappentier.

Sogar der US-amerikanische Autohersteller Mercury nannte in den 1980er-Jahren seine fünftürige Mittelklasse-Limousine Lynx. Das ist der wissenschaftliche Name für die Raubkatze, der die Kroatische Post (Hrvatska pošta) eine aktuelle Sondermarke widmet.
Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) ist die größte europäische Raubkatze. Die Art ist weit verbreitet und gesamt gesehen zahlreich vertreten, sodass sie zu den wenig bedrohten Arten zählt. In der Bundesrepublik und in Kroatien ist das anders. Hier gilt der Luchs als stark gefährdet. Die laut letzter offizieller Schätzung von 2010 in Kroatien lebenden 40 bis 60 Individuen haben sich in den bergigen Gebieten Gorski kotar, Velebit und Lika angesiedelt. Ihre Anzahl nimmt ab. Hauptursachen hierfür sind das Paaren unter engen Artverwandten, die Fragmentierung und Zerstörung von Biotopen sowie Wilderei.

Scharfe Sinne

Wie alle Katzen zieht der Luchs seine Krallen beim Gehen ein. Mit ausgezeichnetem Sehvermögen bei Nacht, gutem Geruchssinn und sehr gutem Gehör jagt er aus dem Hinterhalt, allein, lautlos und schnell. Im Sommer ist sein Fell kurz, rötlich oder braun, durchsetzt von dunklen Flecken, einzigartig bei jedem Tier. Im Winter bekommt der Luchs ein dichtes, langes und seidiges Fell. Er lebt als Einzeltier und hält sich nicht lange am gleichen Ort auf, außer in der Paarungszeit, am Anfang des Jahres.
Weibchen bekommen zwei bis drei Junge. Zum Fortbestand benötigen sie ein weitläufiges und ruhiges Biotop. Wald wird bevorzugt, er bietet sowohl Unterschlupf als auch Nahrung. In Kroatien zählt Rehwild zur wichtigsten Beute, aber auch Bergziegen, Mufflons, Nagetiere, Vögel und Schlangen werden gejagt.

Der autochthone Luchs verschwand bereits Anfang des 20. Jahrhunderts aus Kroatien. Die heutige Population geht auf sechs Individuen zurück, die vor längerer Zeit, genauer gesagt im Jahr 1973, aus der Slowakei nach Slowenien gebracht wurden. Die Genetik zeigt, dass eine Hauptursache für den Rückgang des Bestandes im Paaren von eng verwandten Tieren liegt.

Daher wurde das Projekt LIFE initiiert: Luchse aus Rumänien und der Slowakei wurden in Slowenien und Kroatien ausgesetzt, um die vorhandene Population zu bereichern und zu vergrößern sowie die Bestände der Alpen und des Dinarischen Gebirges untereinander zu verbinden. Die neu angesiedelten Tiere und deren Nachkommen werden mit Hilfe von Fotofallen und GPS-Halsbändern beobachtet. Der kroatische Luchs im Schnee ist unsere Briefmarke des Monats Juli.


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Authored by: Kai Böhne

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