Buffy Sainte-Marie: Universal Soldier

Buffy Sainte-Marie: Universal Soldier

DBZ_6-2022_Buffy Sainte-Marie - Medicine Songs Promo Image - Photo by Matt Barnes

Selbstbewusst bei Poesie und Politik (Foto: Matt Barnes).

Das bekannte Antikriegslied „Universal Soldier“ bringen alle, die es kennen, unmittelbar mit dem britischen SĂ€nger Donovan in Verbindung. Er machte den Song bekannt und verhalf ihm zu internationaler Verbreitung. Mit seiner Faszination fĂŒr das aussagekrĂ€ftige und eingĂ€ngige Lied war Donovan nicht allein. Ein Dutzend Musikerkolleginnen und -kollegen schufen weitere Coverversionen, darunter sind auch zwei deutsche von Juliane Werding und Bettina Wegner.

Geschrieben hatte den Folksong aber die kanadische Liedermacherin Buffy Sainte-Marie, er befand sich auf ihrem DebĂŒtalbum „It’s My Way!“ aus dem Jahr 1964. In sechs Strophen thematisiert sie individuelle Verantwortlichkeit und schildert einen Soldaten, der glaubt fĂŒr Frieden und Demokratie zu kĂ€mpfen aber dabei verkennt, dass er als Teil des MilitĂ€rs auch Teil des Problems ist.

Diese nachdenkliche, reflektierende Hymne blieb nicht ihr einziger Erfolg. Buffy Sainte-Marie durfte zahlreiche Ehrungen, ĂŒber 30 kĂŒnstlerische und ein Dutzend humanitĂ€re Auszeichnungen entgegennehmen: Sie wurde in die kanadische Country-Musik und kanadische Songwriter Hall of Fame aufgenommen, 15 UniversitĂ€ten verliehen ihr Ehrendoktortitel. 1983 erhielt sie den Golden Globe fĂŒr den besten Originalsong „Up Where We Belong“ in einem Kinofilm. Die Ballade hatte sie gemeinsam mit Jack Nitzsche komponiert, vorgetragen von Joe Cocker und Jennifer Warnes erreichte das Lied Platz eins der Billboard Hot 100 Singles und wurde zum Ohrwurm. FĂŒr ihr Album „Power in the Blood“ bekam Buffy Sainte-Marie im Jahr 2015 den Polaris-Musikpreis. Mit dem Preis wird seit 2006 jĂ€hrlich das kanadische Album mit der grĂ¶ĂŸten kĂŒnstlerischen Leistung ausgezeichnet.

Im November 2021 wurde die indigene Musikerin und soziale Aktivistin auch noch mit einer kanadischen Sonderbriefmarke geehrt, die in einer Auflage von 180000 Exemplaren erschien. Verkauft werden die Marken, die zur Frankatur von Inlandsbriefen vorgesehen sind, in einem 10er-Markenheft. Bei der EnthĂŒllungszeremonie der Marke, im National Arts Centre in Ottawa, war Sainte-Marie persönlich anwesend. Die GewĂŒrdigte Ă€ußerte sich begeistert, denn sie hatte nicht geglaubt, dass ihr Gesicht jemals ein Postwertzeichen zieren wĂŒrde. Sainte-Marie ist die elfte indigene Person, die auf einer Marke der Canada Post abgebildet wurde.

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Die 28 mal 38 Millimeter große Marke (links) zeigt ein Motiv des Fotografen Simon Fowler. Es erschien im Jahr 1992 auf dem Cover der Single „The Big Ones Get Away“. Rechts der Titel des Markenheftes (Abb.: Canada Post).

Geburt im Reservat

Geboren wurde die Liedermacherin in einem Reservat in der kanadischen Provinz Saskatchewan, ihre Mutter starb bei einem Autounfall, so wuchs sie bei Adoptiveltern an der US-OstkĂŒste auf und studierte spĂ€ter östliche Philosophie und PĂ€dagogik an der University of Massachusetts in der Kleinstadt Amherst.

Nach ihrem College-Abschluss Anfang der 1960-er Jahre begann sie, in KaffeehĂ€usern und auf Folk-Festivals aufzutreten und machte mit ihrem Vibrato-Gesang, ihrer emotionalen Vortragsweise und ihren furchtlosen Texten auf sich aufmerksam. Sie zog nach New York, um an der Kunstszene von Greenwich Village teilzunehmen. Der Durchbruch gelang Sainte-Marie 1963, als ein Kritiker der New York Times sie als „eines der vielversprechendsten neuen Talente in der Folkszene“ lobte. Die Kritik verhalf ihr zu einem Plattenvertrag bei Vanguard Records und 1964 zur Veröffentlichung ihrer ersten Langspielplatte. Bereits ihr zweites Album „Many a Mile“, ein Jahr spĂ€ter, enthielt das Liebeslied „Until It’s Time for You to Go“, das von zahlreichen SĂ€ngern gecovert wurde, darunter Barbra Streisand, Neil Diamond und Elvis Presley.

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Als entschiedene Verfechterin der Rechte indigener Völker nutzte Sainte-Marie ihre Musik auch stets zur sozialen und politischen Positionierung. In den 1960er- und 70er-Jahren setzte sie sich fĂŒr mehrere politische Anliegen ein, insbesondere fĂŒr die BĂŒrgerrechtsorganisation „American Indian Movement“ und die Anti-Vietnamkriegsbewegung. Daraufhin wurde die Musik der Aktivistin von mehreren Radiostationen boykottiert.

In einigen Sendern war Buffy Sainte-Marie nicht mehr willkommen. Der Song „My Country ’Tis of Thy People You’re Dying“, ihres dritten Albums, der den Genozid an den US-amerikanischen Ureinwohnern thematisiert, wurde vielfach aus dem Programm verbannt.

Auf Schwarzer Liste

Sainte-Marie vermutete und Ă€ußerte, dass ihre Parteinahme und UnterstĂŒtzung fĂŒr die sozialen Bewegungen dazu fĂŒhrte, dass sie von den Regierungen Lyndon B. Johnson und Richard Nixon auf die Schwarze Liste gesetzt wurde, was ihre Möglichkeiten, im Radio gespielt zu werden und Auftritte zu bekommen, bis in die 80er-Jahre erheblich einschrĂ€nkte.

Durch ihre Musik und ihr Engagement hat Buffy Sainte-Marie einen entscheidenden und bleibenden kulturellen Beitrag geleistet: In ihrer mehrere Jahrzehnte wĂ€hrenden Karriere hat die SĂ€ngerin und Multiinstrumentalistin Generationen dazu gebracht, ĂŒber die Probleme der indigenen Völker Amerikas nachzudenken und die eigene Sichtweise zu ĂŒberdenken.

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Auch im hohen Alter bleibt Buffy Sainte-Marie eine vitale KĂŒnstlerin, die politische Barrieren durchbricht und im Studio und auf der BĂŒhne mit unglaublicher Energie, Tatkraft und Inspiration ĂŒberzeugt, beobachtete der Musikjournalist Anil Prasad bei einem ausfĂŒhrlichen Interview im vergangenen Jahr. Ihr kreativer Geist ist auch nach 18 Musik­alben rastlos und zukunftsorientiert geblieben. Sie bleibt eine lautstarke Kritikerin von Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Vetternwirtschaft, politischer Korruption, Profitmacherei auf Kosten der Umwelt und Kriegstreiberei.

Authored by: Kai Böhne

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