Braut Christi

2003 erinnerte Schweden an den 700. Geburtstag Birgittas. Lars Sjööblom stach das Motiv, MiNr. Block 17.

2003 erinnerte Schweden an den 700. Geburtstag Birgittas. Lars Sjööblom stach das Motiv, MiNr. Block 17.

Visionen prägten das Leben der Birgitta von Schweden. Schon vor ihrer Geburt teilte eine Erscheinung ihrer Mutter mit, dass sie ein besonderes Kind zur Welt bringen würde. Die Visionen Marias und des gekreuzigten Christus, die Birgitta ihrerseits seit ihrer Kindheit hatte, sollten sie niemals verlassen.
Neben dem vorbestimmten religiösen Kurs der Heiligen Birgitta gab es aber auch einen gesellschaftlichen. Ihre Mutter war mit der königlichen Familie verwandt. Um 1303 im schwedischen Finsta geboren, heiratete Birgitta, wie es im hohen Adel durchaus üblich war, schon mit 14 Jahren. Mit ihrem Ehemann hatte sie acht Kinder.
In ihrer ersten Lebenshälfte war Birgitta ab 1335 am Hof des Königs Magnus II. Eriksson, ihres Cousins, als Oberhofmeisterin tätig. Birgittas politische Beratertätigkeit war dabei von ihrer strengen Religiosität, ihrer immer schon von inniger Gottesliebe bestimmten und bußevollen Lebensführung, geprägt. Ihre apokalyptisch gefärbten Mahnungen und ihre Kritik an den königlichen Tendenzen zu Luxus und Laster auf Kosten der Untertanen trug sie offen vor.
Nach dem Tod ihres mit den Jahren ebenfalls immer frommer gewordenen Ehegatten im Jahr 1344 wurde der religiöse Auftrag endgültig Birgittas einzige Berufung. Nach zunehmend intensiver Buße und strenger Askese ließen ihr ihre Visionen und Auditionen keinen Zweifel, dass sie zur Braut Christi erwählt war. Birgitta löste sich vom gesellschaftlichen Rahmen ihres bisherigen Handelns, auch von ihren zahlreichen Kindern, und ließ sich die Stationen ihres weiteren Weges von Visionen vorgeben. Ihre Kontakte zu den obersten Adelsriegen und ihre Erfahrung als höfische Beraterin halfen ihr aber weiterhin bei der diesseitigen Umsetzung der Missionen, die Christus ihr aufgab.
Und die Aufgaben, die Birgitta in den Visionen der folgenden Zeit mitgeteilt wurden, waren immens: die Gründung eines Ordens und die Bekehrung des in Avignon residierenden Papstes Clemens VI. zur Rückkehr nach Rom und zu einem weniger weltlichen, papstgemäßen Lebens- und Führungsstil.
Trotz mündlich und schriftlich vorgetragener Bitten und Mahnungen Birgittas blieben die Päpste bis kurz nach ihrem Tod in Frankreich. Aber der „Orden des Allerheiligsten Erlösers“, heute auch „Birgittenorden“ genannt, wurde gegründet. Seine Ordensregel erhielt er über Birgitta von Christus selbst. Land für den Bau eines ersten Ordens-Klosters in Vadstena, später ein Wallfahrtsort, erhielt Birgitta hingegen im Jahr 1346 von ihrem königlichen Cousin.

Das Birgittenkloster Pirita erschien 2009 auf einer estnischen Sondermarke, MiNr. 588.

Das Birgittenkloster Pirita erschien 2009 auf einer estnischen Sondermarke, MiNr. 588.

Ab 1349 weilte und wirkte Birgitta selbst vor allem in Rom und reiste durch Italien. Vor allem tadelte sie die religiösen Autoritäten der bereisten Städte und Klöster für deren persönliche Nachlässigkeiten und den allgemeinen Verfall der religiösen Moral. Nachdem sie 1372 während eines Aufenthaltes in Jerusalem noch umfangreiche Visionen zu Geburt und Leiden Christi erfahren hatte, starb sie, zurück in Rom, ein Jahr später. Ihr Leichnam wurde dann nach Schweden, nach Vadstena, gebracht.
Birgitta von Schweden hatte von Anfang an Kontakt zu den Kreisen der Adeligen und Mächtigen. Gleichzeitig war sie während ihrer zahlreichen Reisen und Pilgergänge stets bereit, auch die Menschen in den Städten und Straßen aufzusuchen. Für die Armen und Kranken leistete sie praktische karitative Arbeit und versuchte zum Beispiel Prostituierte zur Umkehr zu führen. Die Visionen und Botschaften, die Birgitta erhielt, waren konkret und enthielten klare Aufträge. Birgitta trug sie mit hohem Einsatz und Wagemut in direkter, eindrücklicher Form an höchste Vertreter von Kirche und Politik weiter.

Eine weitere schwedische Marke von 2003 erschien in der Rolle und kostete seinerzeit 5,50 Kronen. Den Stich legte Piotr Naszarkowski vor.

Eine weitere schwedische Marke von 2003 erschien in der Rolle und kostete seinerzeit 5,50 Kronen. Den Stich legte Piotr Naszarkowski vor.

Denen stattete sie dafür nicht nur Besuche ab und schrieb Briefe. Birgitta ließ das in mystischer Manier Gesehene und Gehörte auch schriftlich niederlegen und verbreiten. Auch das war ihr aufgetragen worden. Dabei waren ihre langjährigen Beichtväter Petrus von Skänninge und Petrus Olafsson von Alvastra behilflich, die Birgitta auch auf ihren Reisen begleiteten. Das Ergebnis waren mehrere Bände der gesammelten „Offenbarungen“ Birgitta von Schwedens, die schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts zum ersten Mal gedruckt wurden.
18 Jahre nach ihrem Tod wurde sie von Papst Bonifatius IX. heilig gesprochen. Papst Johannes Paul II. machte die Heilige Birgitta von Schweden vor der Jahrtausendwende noch zur „Patronin Europas“. In der katholischen und evangelischen Kirche gedenkt man ihrer an ihrem Todestag, dem 23. Juli. Marius Prill

Authored by: Marius Prill

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