Eine Stimme wie aus schwarzem Samt
Von ihrer „Stimme wie aus schwarzem Samt“ zeigte sich Jean Cocteau hingerissen: Edith Piaf, der „Spatz von Paris“, gilt als die wohl berühmteste Sängerin Frankreichs. Mit Chansons wie „Milord“ oder „La vie en rose“ brannte sie sich in das Gedächtnis der „Grande Nation“ ein. Edith Piaf hatte prägte die französische Chansonszene wie keine andere, nicht allein durch zahlreiche Liebschaften. Ihr Talent wurde schon in früher Jugend erkannt, als sie auf der Straße sang, um Geld zu verdienen. Kaum hatte ihre Karriere begonnen, schien sie auch schon beendet, als sie des Mordes an ihrem Entdecker und Mentor, dem Kabarettbesitzer Louis Leplée verdächtigt wurde. Nach 48 Stunden in Polizeigewahrsam wurde sie entlassen, verließ Paris jedoch für zwei Jahre. Ihr Ansehen war durch den Verdacht der Verstrickung in den Mord beschädigt. Dieses Auf und Ab begleitete sie ihre ganze Karriere über.
Schon früh litt sie an gesundheitlichen Problemen. Sie behandelte unter anderem eine Arthritis mit starken und überdosierten Medikamenten. Der Ruf des Drogen- und Alkoholmissbrauchs ließ nicht lange auf sich warten. Sie musste in der Tat mehrere Entzugskuren über sich ergehen lassen. Ebenso sorgten einige ihrer Liebschaften für Schlagzeilen. Neben einer kurzen Beziehung mit dem bekannten Radrennfahrer Louis Gérardin sowie dem Sänger Georges Moustaki sorgte die Ehe mit dem um zwanzig Jahre jüngeren Sänger Théo Sarapo für den letzten großen Skandal in ihrem Leben.
Am 10. Oktober 1963 – im Alter von nur 47 Jahren – verstarb Edith Piaf vereinsamt an den Folgen einer Leberzirrhose in einem Landhaus an der Côte d´Azur. Da es ihr letzter Wille gewesen sein soll, in Paris zu sterben, überführten Bekannte ihren Leichnam in einer illegalen Aktion nach Paris. Dort wurde nachts ein Arzt aus dem Bett geklingelt, der sich bereit erklärte, einen Totenschein mit falschem Sterbeort und Zeitpunkt auszustellen. Das war die letzte dramatische Szene eines bewegten Lebens. Ihr Grab auf dem Cimetière du Père-Lachaise in Paris wird bis heute regelmäßig mit frischen Blumen geschmückt. Möglicherweise hören Sie zu Edit Piafs Todestag ihren bekanntesten Song „Non, je ne regrette rien – Nein, ich bereue nichts“. Edith Piafs Andenken wird auch in der Welt der Philatelie gewahrt. Briefmarken, die an sie erinnern, wurden unter anderem von Frankreich, Belgien und den USA herausgegeben.
Martin Gloger