Briefmarke der Woche: Gefangene im Social Network

Soziale Netzwerke auf Briefmarke aus SpanienFacebook, Twitter, Xing, YouTube. Das sind nur vier der mehr oder weniger weit verbreiteten sogenannten sozialen Netzwerke im Internet, die sich im 21. Jahrhundert in weiten Teilen der menschlichen Gesellschaft verankert haben. Soziale Netzwerke scheinen mittlerweile so bedeutsam zu sein, dass sie sogar als gesellschaftliches Phänomen diese Woche eine eigene Sondermarke der spanischen Post erhalten.

Betrachtet man den Begriff „soziale Netzwerke“, so wird er doch im heutigen Kontext fast ausschließlich mit diversen Internet-Plattformen in Verbindung gebracht. Dabei wird geflissentlich darüber hinweggesehen, dass soziale Netzwerke die Basis unserer menschlichen Gesellschaft darstellen. Soziale Netzwerke spannen sich natürlich schon innerhalb der Familie, die ihre basalste Struktur ausmacht. Netzwerke gibt es in vielerlei Ausformungen, abseits des Internets: Vereine, Glaubens- und Interessensgemeinschaften, Parteien… Überall dort wo Menschen aufeinandertreffen und kommunizieren, entsteht ein soziales Netzwerk.

Die Anzahl an sozialen Netzwerken im Internet ist trotz einiger dominierenden Akteure am Markt relativ unübersichtlich. Bereits in den 1980er-Jahren wurde der Grundstein für soziale Online-Netzwerke mit Anwendungen für den Austausch von Daten und Nachrichten zwischen mehreren Benutzern auf einer Plattform gelegt. Mit den Angeboten von CompuServe, Prodigy und AOL waren Ende der 1980er und Anfang der 1990er die Grundfunktionen, die heute ein soziales Netzwerk im Internet ausmachen, gelegt: Im Gegensatz zu den Vorläufern konnten bereits persönliche Profile erstellt, Veranstaltungen publik gemacht und öffentliche und private Nachrichten versendet werden und es konnte gechattet werden.

Im Laufe der Zeit kamen immer weiter Funktionen, wie durchsuchbare Freundeslisten, und immer mehr soziale Netzwerke hinzu. Im Jahr 2003 wurde LinkedIn gegründet, im Juli 2003 Myspace, im Januar 2004 folgte Orkut, ein nahezu ausschließlich von indischen und brasilianischen Nutzern verwendetes Netzwerk, welches mittlerweile aber eingestellt wurde. Das geschäftliche Netzwerk XING, welches damals unter anderem Namen begann, knüpfte an die Erfolge dieser Netzwerke an. Im Februar 2004 ging Facebook an den Start, zunächst nur für Studenten der Harvard Universität. Nach und nach wurde das Netzwerk für Studenten anderer US-Universitäten, Highschool-Schüler und schließlich für jegliche Nutzer auch außerhalb der Vereinigten Staaten freigegeben. Im November 2005 wurde in Deutschland das Studentenverzeichnis studiVZ gegründet.
Die Liste der Netzwerke ist damit natürlich nicht vollständig, zumal der Begriff letztlich auch auf die guten alten Mailinglisten zutrifft.

Viele der genannten Plattformen wurden aufgekauft oder sind in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Das weltweit erfolgreichste Netzwerk stellt sicherlich das Zuckerbergsche Facebook dar.
Im August 2008 meldete Facebook 100 Millionen Nutzer, im Februar 2010 400 Millionen Nutzer, und keine fünf Monate später bereits eine halbe Milliarde Nutzer. Im Oktober 2012 wurden von Facebook erstmals eine Milliarde Nutzer gemeldet. Aktuelle Daten weisen Zahlen von 1,4 Milliarden Nutzer aus, Tendenz steigend.

Ernstzunehmende direkte Konkurrenz mit vergleichbaren Nutzerzahlen gibt es nicht. Lediglich der Kurznachrichtendienst Twitter und das 2011 gestartete Netzwerk Google+ sind mit ähnlichen Bekanntheitswerten versehen wie Facebook.

Angesichts immer neuerlicher Datenschutzskandale, mit oder ohne Zutun von Geheimdiensten und Regierungen, stellt sich allerdings die Frage, ob der Hype um die sozialen Medien, wie die Netzwerke im Internet auch genannt werden, nicht doch allmählich ihre Attraktivität und Bedeutung für die Menschen verlieren. Solange aber die dahinter stehenden Unternehmen sich um ihre Verantwortung um die Daten ihrer Nutzer nicht wirklich scheren und solange die meisten Menschen diesen Skandalen nur wenig Beachtung schenken, werden auch in Zukunft ahnungslose Profile Gefangene im Social Network bleiben.


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Authored by: Boris M. Hillmann

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