Dauerbrenner: Posthorn aus Norwegen

Dauerbrenner: Posthorn aus Norwegen

Dr. Phil lief rot an, als er sah, dass im Januar eine neue Briefmarke zu 145 C der Dauerserie „Blumen“ erscheinen sollte. Er meint, dass diese Briefmarke völlig überflüssig ist, da es ja bereits eine Blumen-Briefmarke in dieser Wertstufe gibt. Da hat er ja schon recht, aber die alte Briefmarke mit der Schwertlilie ist seit 2006 im Einsatz und ich finde sie allmählich sterbenslangweilig! Als Gestempeltsammler kann ich mich ganz genüsslich zurücklehnen, irgendwann bekomme ich die neue 145er zum Nulltarif in den Briefkasten gelegt.

Über 140 Jahre im täglichen Gebrauch

Aber unser Gespräch verlagerte sich ratz-fatz auf ein anderes Thema, bloß weil ich anmerkte, dass die „Blumen“ ja nun schon eine sehr alte Dauerserie sei. Dr. Phil grunzte missmütig. Seit 13 Jahren verkleben die Deutschen nun schon Blumenbriefmarken, aber es gab schon längere Zeiten, wie Dr. Phil dozierte:

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Auf nicht einmal 20 Jahre kommen diese beiden bekannten deutschen Dauerserien!

Die DDR-Dauerserie „Aufbau in der DDR“ war 16 Jahre im Dienst, die Sehenswürdigkeiten sogar 17 Jahre. Und überhaupt: Die „Germania“-Briefmarken des Deutschen Reichs zierten sensationelle 22 Jahre die Briefe in Deutschland.
Aber wie ist das eigentlich in anderen Ländern? Dr. Phil sagte, dass die britische „Machin“-Serie mit der Queen nun schon seit über 50 Jahren im Einsatz ist. Wahnsinn! Diese Briefmarken haben also schon Eure Eltern als Kinder auf ihre Urlaubskarten geklebt!

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Zeitlos schön – auch nach über einhundert Jahren und in mehrfarbigem Druck!

Aber es geht noch besser: Die „Posthorn“-Serie Norwegens wird ununterbrochen seit 1872 verwendet, also seit 145 Jahren! Diese Briefmarken haben also eure Urururgroßeltern als Kinder auf ihre Urlaubspost geklebt. Aber sehr wahrscheinlich waren sie überhaupt nicht im Urlaub und schon gar nicht in Norwegen. Die norwegischen Posthornmarken haben alle Wechsel in der norwegischen Geschichte überstanden:

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Die norwegische Posthornserie überstand die Wirren des 20 Jahrhunderts unbeschadet.

Nur fünf Jahre nach Erscheinen der ersten Ausgabe wurde die Währung von „1 Speciedaler = 120 Skilling“ auf „1 Krone = 100 Öre“ umgestellt. Von 1814 bis 1905 war der schwedische König zugleich norwegischer König. Diese Personalunion wurde 1905 aufgelöst. Wenn bei dieser Gelegenheit eine neue Königskrone angeschafft worden wäre, hätte man die Krone auf dem Posthorn ändern müssen. Aber die Krone blieb wie sie ist.
1940 besetzte Deutschland Norwegen. Verboten wurden alle Symbole des Königs. Alle Briefmarken mit einem Portrait des Königs oder der Königin wurden ungültig. Aber die kleine Königskrone auf dem Posthorn durfte bleiben. Nach der Kapitulation Deutschlands wurden einige Briefmarken die Nazis und Kriegshandlungen zeigten ungültig, aber die politisch unverdächtigen Posthornbriefmarken blieben im Einsatz. Bis heute. Toll!
Bis heute.

Text: Zinnober Zacke

Dr. Phil informiert:

Dr Phil Briefmarken Spiegel 1-2018Die Posthornserie war die meiste Zeit nicht die einzige Dauerserie, sondern wurde überwiegend für kleine Nominalen und Zwischenwerte verwendet.
Die norwegische Krone verlor mit den Jahren immer mehr an Wert. (Heute ist eine Krone etwa 10 Cent wert), 1991 erschienen dann erstmals Posthornbriefmarken mit Wertangabe in Kronen. Seit einigen Jahren wird das Posthornmotiv auch für die hohen Dauerserienwerte (bis zu 70 Kronen) eingesetzt. Da die Öremünzen inzwischen abgeschafft wurden, tragen die beiden kleinsten derzeit erhältlichen Werte die Nominale „0,10“ und „0,50“. Die Briefmarke zu 10 Öre hat mit einem umgerechnet 1 Cent Nominalwert einen in Westeuropa rekordverdächtig niedrigen Wert. Auf einen gewöhnlichen Brief nach Deutschland müsste man 180 Stück davon aufkleben. Das wird aber wohl kaum auf einen Umschlag passen.


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Authored by: Stefan Liebig

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