Nicht nur „die Apotheker reich machen“
In Zeiten wie diesen, in denen die soziale Schere immer weiter auseinander klafft, gibt es Menschen, die gar nicht mehr wissen, wohin mit ihrem vielen Geld. Während es die einen säckeweise in vermeintlich vor dem steuerlichen Zugriff sichere Länder schaffen, gründen andere eine Stiftung, womit sie, wenn auch oft vorrangig mit dem Ziel, weniger Steuern zu bezahlen, doch immerhin der Gesellschaft Gutes tun. Doch es gibt auch andere Beispiele: Die Stiftung, die heute vor 250 Jahren gegründet wurde, verdankt ihre Entstehung nicht dem Zweck der Steuerersparnis, sondern sollte einzig und allein die „bessere Gesundheits-Pflege hiesiger Einwohner und Versorgung der armen Kranken“ ermöglichen. Dafür hatte der Stifter, der Arzt, Naturforscher und Botaniker Johann Christian Senckenberg, große Sorge getragen. Und damit die Stiftung selbstständig bleiben konnte, legte er ebenso großen Wert darauf, dass der Rat seiner Heimatstadt Frankfurt keinerlei Zugriff auf das Stiftungsvermögen bekommen konnte, denn „meine Stiftung soll allezeit separiert bleiben und niemals vermengt mit Stadtsachen, damit nicht die Gewalt darüber in fremde Hände komme, die den heilsamen Endzweck vereiteln“, notierte Senckenberg bereits im Jahre 1752.
Die Zinserträge aus dem Stiftungskapital von 100 000 Gulden sollten zu zwei Dritteln der Förderung der Medizin dienen, ein Drittel Kranken und Bedürftigen zugute kommen. Außerdem stellte Senckenberg, geboren am 28. Februar 1707 und 1737 an der Georg-August-Universität Göttingen promoviert, sein Wohnhaus als Stiftsgebäude und Bibliothek zur Verfügung. 1766 wurde die „Dr. Senckenbergische Stiftung“ dann um ein großes Gelände am Eschenheimer Tor erweitert, wo in der Folge ein medizinisches Institut, ein Labor und ein Bürgerhospital entstanden. Senckenbergs Vermögen, das in die Stiftung floss, entstammte allerdings traurigen Umständen: Dreimal war er verheiratet, doch alle drei Ehefrauen, wie auch seine beiden Kinder, starben nach wenigen Jahren, ohne dass er, der doch ein hervorragender Arzt war, ihnen helfen konnte.
Die beiden ersten Ehefrauen hinterließen ihm jeweils eine recht ansehnliche Summe, und auch seine Arztpraxis muss hervorragend gelaufen sein, denn die Kranken kamen von weit her. Vielleicht auch, weil Senckenberg auf unsinnige Verschreibungen verzichtete, da er nicht „an ihnen die Apotheker reich machen“ wollte? Er selbst lebte sparsam, nur Bücher gönnte er sich reichlich. Allen Fallstricken zum Trotz, die der Frankfurter Rat Senckenberg in den Weg legte, prosperierte die Stiftung und besteht noch heute. Aus der Stiftung, die auch die Universität Frankfurt mitbegründete, gingen später auch noch die „Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft“ sowie das „Senckenberg Naturmuseum“ hervor. Der Wohltäter Johann Christian Senckenberg starb am 15. November 1772, als er beim Inspizieren der Baustelle seines Bürgerhospitals von einem Gerüst stürzte. Sein Lebenswerk jedoch wirkt bis heute fort.
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