Zwischen Kunst und Politik: Mario Vargas Llosa
Er ist ein sehr engagierter Schriftsteller: In seiner peruanischen Heimat kandidierte Mario Vargas Llosa sogar einmal für das Amt des Präsidenten. Die Wahl 1990 verlor er nur knapp. Ansonsten kennt und schätzt man ihn international allerdings seit vielen Jahren vor allem für seine Bücher: Den 1962 erschienenen und bereits gefeierten Erstlingsroman „Die Stadt und die Hunde“, „Tante Julia und der Kunstschreiber“ oder „Das grüne Haus“ von 1966 etwa. Mario Vargas Llosa, der Literaturnobelpreisträger von 2010, wird heute 80 Jahre alt.
Vargas Llosa ist nicht nur einer der prominentesten Vertreter lateinamerikanischer Literatur. Er hat sie auch an Universitäten unterrichtet: Unter anderem war der studierte Literaturwissenschaftler, der seit 1993 auch spanischer Staatsbürger ist, dafür an den Hochschulen von Oxford, Harvard und Princeton tätig.
Vitalität und Vielfalt
Vargas Llosa hat sich zwar in hohem Maß bemüht, die gesellschaftlichen Verhältnisse in seinem Geburtsland zu verbessern. Doch bei aller Politik, der sich ein Schriftsteller, so der Peruaner, in seiner Heimat einfach deswegen habe zuwenden müssen, weil er sich von Menschenrechtsverletzungen umgeben gesehen habe: Vargas Llosas Liebe und Leidenschaft gehören der Dichtung und der Sprache, besonders der spanischen. Es freut ihn deshalb enorm, dass Schriftsteller aus lateinamerikanischen Ländern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts große Bekanntheit auf der ganzen Welt erlangten. Und es freut ihn, dass er selbst schließlich sogar – man hatte ihn schon lange als möglichen Würdenträger gehandelt – den Nobelpreis bekam. Aber eben nicht nur aus Egoismus: Betrachtet der Autor doch auch letzteres als weiteren Schritt zur überfälligen Anerkennung der künstlerischen Vitalität und Vielfalt Lateinamerikas. Dies ist Vargas Llosa gegenüber einer ausschließlichen Fixierung auf dort herrschende Missstände wie diktatorische Regime, Armut oder Korruption viel lieber. Speziell für die eindrückliche Beschreibung jener Themen, für „seine Kartografie von Machtstrukturen und seine energischen Bilder des individuellen Widerstands, der Rebellion und Niederlage“, wurde er ja von Stockholm aus ausgezeichnet.
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Für Freiheit und Toleranz
Zu einigen Kollegen, speziell jedoch zu seinem kolumbianischen Vorgänger unter den Literaturnobelpreisträgern, Gabriel García Márquez, stand Vargas Llosa in einem angespannten Verhältnis: Anders als der 2014 verstorbene Linke ist er seit langem vor allem liberal eingestellt und betont, den kommunistischen und sozialistischen Versuchen in lateinamerikanischen Ländern des 20. Jahrhunderts nicht viel Positives abgewinnen zu können. Freiheit, Toleranz und menschliche Würde sind für Vargas Llosa Dinge, die gegen Totalitarismus und revolutionäre Gewalt geschützt werden müssen. Den Platz für das Utopische sieht er im Schreiben, in der Kunst, oder der Liebe. In der Politik führt es als Gegensatz der Demokratie in das Verderben.
Die „Tante Julia“ aus seinem bekannten Werk von 1977 gab es wirklich: Vargas Llosa lebte in erster Ehe eine zeitlang mit der angeheiratet Verwandten namens Julia Urquidi Illanes zusammen. Später schrieb diese ebenfalls noch ein Buch über die Beziehung. Denn sie fühlte sich in den Schilderungen des schreibenden Ex- Mannes nicht korrekt dargestellt. Vargas Llosa heiratete danach nocheinmal. Aber auch hier gab es eine Scheidung. Denn auch sehr lange Ehen können noch ein Ende finden: Im vergangenen Jahr trennten sich Vargas Llosa und seine Ehefrau Patricia, die drei Kinder zusammen haben, nach vielen Jahrzehnten des Zusammenlebens in Peru, den USA und verschiedenen europäischen Hauptstädten. Der Autor begann im Alter noch einmal eine neue Liaison.
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Tante Julia und der Kunstschreiber