Vater, Mutter, Kind
„Ich war eine Dose“. Wer erinnert sich nicht an diese Aussage, die vor geraumer Zeit für die Wiederverwertung von Rohstoffen warb. Global betrachtet, zeitigte die Kampagne in Deutschland beachtliche Erfolge. In anderen Bereichen ging es mit dem Bewusstsein für die Umwelt aber abwärts, zum Beispiel bei Getränkeflaschen. In den neunziger Jahren sank die Mehrwegquote stetig.
Seit genau zehn Jahren müssen die Konsumenten daher auch für Einwegflaschen und Getränkedosen ein Pfand entrichten. Nach der Rückgabe im Geschäft gibt es das Geld zurück. Eng verbunden ist die Regelung, fälschlich als „Dosenpfand“ bezeichnet, mit dem Namen Jürgen Trittins, des damaligen Bundesministers für Umwelt. Der Politiker der Grünen setzte jedoch nur um, was andere lange vor ihm angeordnet hatten.
Die Verpackungsverordnung stammt nämlich von 1991, als der Bundesumweltminister Klaus Töpfer hieß. Er legte fest, dass ein Pflichtpfand für Einwegverpackungen eingeführt werde, wenn die Mehrwegquote unter 72 Prozent falle. Der Vater des Einwegpfandes heißt also nicht Trittin, sondern Töpfer und ist Christdemokrat.
1998 war es dann soweit. Die Bundesregierung stellte fest, dass die Mehrwegquote im abgelaufenen Jahr die Marke von 72 Prozent unterschritten habe, und setzte den vorgeschriebenen Mechanismus zur Einführung des Einwegpfandes in Bewegung. Zuständig war dafür die damalige Bundesumweltministerin Angela Dorothea Merkel, bekanntlich eine Christdemokratin. Da sie zudem bei einer ebenfalls 1998 vorgenommenen Überarbeitung der Verpackungsverordnung die Quote bestätigte, kann man sie mit Fug und Recht als Mutter des Einwegpfandes bezeichnen.
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In einer bemerkenswerten Frühform schwarz-grüner Zusammenarbeit verpflichtete Trittin, das erste Kind des Einwegpfandes, schließlich zum 1. Januar 2003 den Handel, auch Einwegflaschen und -dosen zurückzunehmen. Schnell zeigten sich die positiven Folgen der Gemeinschaftsarbeit Töpfers, Merkels und Trittins. Lagen zuvor in Parks und Wäldern überall Plastikflaschen und Blechdosen herum, nahmen die Bürger ihren Müll fortan mit nach Hause, um ihn gegen Bares einzutauschen. Das klassische Mehrwegsystem mit Glasflaschen wiederzubeleben, gelang aber nicht. Die Konsumenten bevorzugten die leichteren Plastikflaschen, die sich gewöhnlich nicht erneut befüllen lassen. Immerhin kehren dank der sortenreinen Sammlung Kunststoffe und Metalle wieder in den Wertstoff-Kreislauf zurück. Die Aussage „Ich war eine Dose“ gilt weiterhin, wenn auch mit etwas anderer Bedeutung.
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