Ein Pionier der modernen Welt
Was wäre die moderne Welt ohne Fotoapparate und Telefone? Der Erfinder und Chemiker Leo Baekeland leistete mit zwei Neuentwicklungen wichtige Pionierarbeit auf diesen Gebieten. Heute wäre sein 150. Geburtstag. Leo Henricus Arthur Baekeland wurde am 14. November 1863 in Gent geboren. Er nahm ein Studium der Chemie auf. Dieses schloss er schon im Alter von 21 Jahren mit der Promotion ab. Sofort nach dem Studium wurde er zum Assistenzprofessor ernannt und heiratete die Tochter des Institutsleiters. Auf seiner Hochzeitsreise nach New York lernte er Richard Anthony kennen, den Besitzer einer Firma, die Kameras und Fotografie-Bedarf produzierte. Schon vor dieser Begegnung hatte Baekeland über Fotografie geforscht, die beiden zogen schnell eine Zusammenarbeit in Erwägung und Baekeland siedelte in die USA über. 1897 wurde er amerikanischer Staatsbürger, 1917 bekam er eine Sonderprofessur an der Columbia Universität in New York. Aus der Zusammenarbeit mit Anthony ging das „Velox“-Fotopapier hervor. Es diente der schnellen Entwicklung von Fotografien, die mit Kunstlicht aufgenommen worden waren. Dies war ein Meilenstein in der Entwicklung zur modernen Fotografie. Das Patent für das Velox-Fotopapier verkaufte er an Eastman Kodak für eine Million Dollar. Dieses Geld nutzte Baekeland zum Aufbau eines eigenen Privatlabors.
Nicht nur für die Fotografie leistete er Großartiges, sondern es kam noch zu einer weiteren wichtigen Erfindung, als er sich der Produktion von Kunstharzen zuwandte. Seine Vision war ein harter, aber dennoch formbarer Kunststoff. Zu diesem Zeitpunkt war bereits bekannt, dass viele Harze Polymere waren, Aneinanderkettungen von vielen gleichartigen Molekülen. Die Reaktion von Phenol und Formaldehyd war zu dem Zeitpunkt bereits bekannt, ein entscheidender Kunstgriff gelang Baekeland, indem er eine Vorrichtung entwickelte, mit der es möglich war, Temperatur und Druck während dieser chemischen Reaktion zu kontrollieren. Nachdem das Verfahren 1907 patentiert wurde, setze die Erfolgsgeschichte des Bakelits ein.
Bakelit war die Grundlage für viele weitere Erfindungen oder deren serielle Produktion. Vor allem beim Bau von Elektrogeräten kam der neu entwickelte Kunststoff zum Einsatz, etwa für Lichtschalter, Telefone und Radioapparate. Der Vorteil von Bakelit war, dass es nicht entzündlich und formbar war. Ebenfalls positiv war, dass Bakelit sehr preiswert hergestellt werden konnte. Auch wenn Bakelit eine große Nachfrage erlebte, verlief die persönliche Geschichte des Erfinders weniger glücklich: Im Alter wurde Baekeland mehr und mehr exzentrisch, lebte zurückgezogen und weigerte sich andere Speisen zu sich zu nehmen, als Essen, das direkt aus der Dose kam. Hinzu kamen Patentstreitigkeiten und familiäre Unstimmigkeiten. Ebenso ereilte ihn die Obsession, einen überdimensionalen Wintergarten für seinen Zweitwohnsitz in Florida zu entwerfen. Er starb 1944 an den Folgen eines Schlaganfalls in einem Sanatorium in einem Vorort New Yorks.
Bemerkenswert waren allerdings die Leistungen Baekelands. Als er 1944 starb, wurden 175 000 Tonnen Bakelit hergestellt, damit wurden 15 000 verschiedene Produkte hergestellt. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen haben sein Werk gewürdigt. 55 Produkte wurden auf seinen Namen patentiert.