Charles Bukowski: Arbeit bei der Post zum Roman verarbeitet
„Der Mann mit der Ledertasche“ lautete 1974 die deutsche Übersetzung des ersten biographisch gefärbten Romans des US-amerikanischen Schriftstellers Charles Bukowski. Er verarbeitete darin seine Erfahrungen aus dem Arbeitsleben beim United States Postal Service (USPS). In den USA war der Roman 1971 unter den Titel „Post Office“ erschienen. Bukowski berichtet aus der Perspektive des Ich-Erzählers Henry Chinaski, dazu wählt er die Alltagssprache der Underdogs und scheut sich auch nicht, derbe Kraftausdrücke einzusetzen. Protagonist Chinaski muss sich gegen schikanöse Vorgesetzte behaupten. Krank feiern und Pferdewetten auf der Rennbahn gewähren dem Außenseiter kurze Fluchten aus dem tristen Arbeitsalltag, unter dem er leidet. Durch übermäßigen Alkoholkonsum und wechselnde Sexualaffären sucht Chinaski nach weiteren Auswegen aus den Schattenseiten des Lebens. Der Roman gilt als Klassiker der Untergrundliteratur.
Drei Jahre als Briefzusteller
Anfang der 1950er-Jahre arbeitete Charles Bukowski rund drei Jahre als Briefzusteller für USPS. Ende des gleichen Jahrzehnts kehrte er nochmal Jahre zum Postdienstleistungsunternehmen zurück, um weitere elf Jahre im Innendienst zu arbeiten. Dort gehörte das Briefesortieren zu seinen Aufgaben.
Bereits Mitte der 1950er-Jahre hatte Bukowski begonnen, Gedichte zu schreiben. Seinem Postamts-Roman sollten fünf weitere Romane, ein Drehbuch und zahlreiche Gedichte und Kurzgeschichten folgen. 1978 überquerte Bukowski den Atlantik für einen Deutschlandbesuch, um Verwandte in seiner Geburtsstadt Andernach zu besuchen und in der Hamburger Markthalle eine legendäre Lesung abzuhalten. Mit Carl Weissner, seinem deutschen Übersetzer, verband ihn eine langjährige Freundschaft.
Zum 100. Geburtstag ihres Namensgebers hatte die Charles-Bukowski-Gesellschaft in Bamberg ein Festival mit internationalen Gästen geplant. Wegen der Corona-Pandemie wurde das gesamte Programm ins kommende Jahr verschoben.
Nordmazedonien ist das erste Land, das Charles Bukowski eine Briefmarke widmet. Rechtzeitig zu seinem 100. Geburtstag am 16. August wird seit dem 6. Juli ein 72-Denar-Wert ausgegeben, der den Poeten in gelassener Pose mit Zigarette in den rechten und seinem Post Office-Roman in der linken Hand abbildet. Die Marken erscheinen in 9er-Kleinbogen, auf deren linken und rechten Bogenrändern ebenfalls der Schriftsteller zu sehen ist.