Praxistipp: Für Daktyloskopen
Das Wissen, dass Fingerabdrücke individuelle Merkmale jedes Menschen darstellen, ist für uns heute eine Selbstverständlichkeit. Doch erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts fand die Daktyloskopie als Methode zur Analyse der Hautlinien Eingang in kriminalistische Untersuchungen.
Wer nach einem außergewöhnlichen Themengebiet Ausschau hält, das bisher erst sporadisch von Postverwaltungen aufgegriffen wurde und geringe finanzielle Einsätze erfordert, kann damit eine originelle Kollektion gestalten.
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Eine Sammlung mit Fingerabdrücken als Briefmarkenmotiv kann aussagestark mit Ausgaben eingeleitet werden, die Pioniere der Daktyloskopie vorstellen.
Forscher: Am 30. April 1957 brachte die Postverwaltung von Kuba zwei Werte zum 100. Geburtstag von Juan Francisco Cecilio Ignacio Steegers y Perera (1856 – 1921) in Umlauf. Der kubanische Fotograf schuf 1907 ein daktyloskopisches System zur Identifizierung von Fingerabdrücken. Er konzipierte das Verfahren sowie die benötigten Instrumente und verfeinerte die in Indien entwickelte daktyloskopische Formel von Sir Edward Richard Henry. Auf Kubas blauer 4 Centavos MiNr. 530 ist er porträtiert, die lilabraune 12er reproduziert einen Fingerabdruck in allen Details.
Mordfall aufgeklärt: Schon 1892 entwickelte Juan Vucetich (1858 – 1925), der in Dalmatien als Ivan Vučetić geborene Polizeichef von Buenos Aires, die erste Methode zur Erfassung der Fingerabdrücke von Personen in Akten. Damit konnte erstmals ein brutaler Mordfall durch die Analyse eines blutigen Daumenabdrucks aufgeklärt werden.
Ehrung: Am 6. Oktober 1962 widmete Argentiniens Post Juan Vucetich als Begründer der Daktyloskopie des Landes eine Sondermarke (MiNr. 801). Kroatien ehrte den Kriminologen, der eine international gebräuchliche Methode zur Klassifikation von Fingerabdrücken entwickelte, zum 150. Geburtstag mit einer Blockausgabe: Am 20. Mai 2008 erschien Block 30 mit MiNr. 861 in einer Auflage von 50000 Stück, in den Rändern mit zwölf schwarzen Fingerspuren bedruckt.
Jubiläum: Uruguay feierte im April 2005 das 100. Jubiläumsjahr der Daktyloskopie im Land mit MiNr. 2860, die das Gebäude der technischen Polizei-Abteilung in Montevideo neben einem Fingerabdruck wiedergibt.
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Eine ganze Reihe von Briefmarken mit Fingerabdrücken im Markenbild sind der Polizeiphilatelie zuzuordnen. Verschiedene Länder setzten sie 1973 als Motiv zum Jubiläum „50 Jahre Interpol“ ein; weitere folgten zu späteren Ereignissen, Konferenzen und Jubiläen von Organisationen der Kriminologie. Hierbei entstanden auch reizvolle Abstempelungen und Belege.
Andere Ausgaben konzentrieren sich auf die Spuren der Papillen als Ausdruck der Individualität und Persönlichkeitsrechte. Australien dekorierte damit 2017 den 50. Jahrestag des Referendums über Sonderrechte für Aborigines (MiNr. 4639); Brasilien warb 2002 für die Bekämpfung des Analphabetismus in Amerika (MiNr. 3280); Uruguay illustrierte 2000 das 120-jährige Bestehen der jüdischen Bildungsorganisation ORT (MiNr. 2556). Die Schweizer betupften in bunten Farben die 90 Rappen zur Hundertjahrfeier der Universität HSG St. Gallen (MiNr. 1642). Mit wenigen Strichen ergänzt entstand 2001 eine Katze auf Sloweniens MiNr. 368 zum Internationalen Tag des Tierschutzes.
Spaniens Post verwendete Fingerspuren in Markenbildern zum 50. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte 1998 und zum 50. Welt-Lepra-Tag 2003 (MiNr. 3442 und 3815). Die Kroatische Post Mostar für Bosnien-Herzegowina verwies im Januar 2019 mit einem Fingerabdruck auf den Europäischen Datenschutztag (MiNr. 505).
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Nehmen Sie einmal die eigenen Fingerabdrücke und die ihrer Familienmitglieder sauber auf Papier ab. Der Vergleich mit der Lupe oder nach fotografischer Vergrößerung kann interessante Ergebnisse zum Vorschein bringen.
In der Bundesrepublik gab es bereits 1956 einen Entwurf für die Sondermarke zur Internationalen Polizeiausstellung in Essen, auf der ein Fingerabdruck erscheinen sollte; doch bei der ausgegebenen MiNr. 240 bevorzugte die Post eine ganze Hand vor der Weltkarte. Im August 2000 kam eine Fingerspur auf der 110 Pfennig zur EXPO2000 Hannover ins Bild (MiNr. 2130).
Einen besonders genauen Blick durch die Lupe verdient Dänemarks MiNr. 1722 aus der Reihe mit moderner Kunst vom 2. November 2012. Das selbstklebende Großformat zu 16 Kronen im kombinierten Stichtief- und Offsetdruck trägt das Werk „Post Scriptum“ von Christian Vind, dessen Fingerabdruck aus handgemalten Strukturen besteht.
Text: Michael Burzan
Weitere Teile dieser Serie finden Sie hier:
Teil 1: Anfassen erlaubt!?
Teil 2: Auf Spurensuche
Teil 3: Für Daktyloskopen
Teil 4: Als Signaturen
Deutschland 2024/2025
ISBN: 978-3-95402-489-6
Preis: 79,00 €
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