Handbuch: Vielfältige UNO-Flugpost

Handbuch: Vielfältige UNO-Flugpost

Die Vereinten Nationen wurden 1945 auf Initiative der Großmächte Großbritannien, USA, Sowjetunion sowie der Volksrepublik China gegründet und haben bis heute Bestand – mit wechselndem Erfolg einer Friedenssicherung. New York wurde der Hauptsitz der Vereinten Nationen. Genf ist der zweite Hauptsitz und heute Standort von 36 internationalen Organisationen. Hinzu kam Wien, wo 1977 die Wiener UNO-City eröffnet wurde.
Selbstverständlich ergibt sich in der umfänglichen Struktur der UN-Organisationen ein intensiver und vielfältiger Postverkehr nach und aus aller Welt sowie unter Nutzung der weltweiten Luftpostdienste ein hohes Aufkommen von Luftpostsendungen, was das Interesse der Aerophilatelisten weckte. Zudem gab und gibt es zu vielen Anlässen besondere Luftpostaufgaben – etwa Linieneröffnungen, spezielle UNO-Einsätze, besondere Veranstaltungen usw.
Die unüberschaubare Fülle des Materials verlangte nach einer Katalogisierung. Dieser Aufgabe hat sich Jörg Kühmel gestellt: Er legt jetzt ein zweibändiges Werk „Flugpost ab UNO-Genf & New York inkl. Völkerbund mit Zeppelinpost“ (Band 1) sowie „Flugpost ab UNO-Wien inkl. Ballon- & Luftschiffpost“ (Band 2) vor. Das im wahrsten Wortsinn „gewichtige“ Werk umfasst 518 bzw. 459 Seiten.

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Kühmel führt den Leser im ersten Teil in die Geschichte und Grundstruktur der UN ein. Im Schweiz-Teil stellt er alle Poststempel des Völkerbundes, der UNO-Genf und deren Spezialorganisationen vor, gefolgt von Flugpost-Zuleitungen von Konferenzen und des Amtes des Völkerbundes. Über 270 Seiten sind der Flugpost ab UNO-Genf gewidmet. Akribisch sind alle Flugbelege erfasst und in Farbe abgebildet, Flugbestätigungs- und Ankunftsstempel nochmals gesondert. Im Text sind alle Aufgabe-Varianten aufgeführt, wie Aufgaben mit UNPA-/UNPO-Stempel, Hand- und Maschinenstempel, Aufgaben der Ämter, Aufgaben des PCS, Mitläufer – auch mit Mischfrankaturen und mehr.
Im USA-Teil folgt auf eine Einleitung eine Übersicht aller offizieller Stempel. Darlegungen zu Vorläufern, Dienstbriefen und Belegformen sind der Katalogisierung vorangestellt. Nach den ersten seltenen und heute hochpreisigen Belegen der 1950er-Jahre folgen die allgemein zugänglich gewesenen Flüge mit den bekannten amtlichen Flugbestätigungsstempeln in Grün bis zu den letzten offiziellen Aufgaben im Jahre 1989.

Übersichtliche Anordnung

Der zweite Band beginnt mit einem Einstieg in die Wiener UNO-Postgeschichte, gefolgt von einer Übersicht aller Stempel (OT-Stempel, Freistempel, Maschinenstempel, Sonderstempel, Feldpoststempel). Die UNO-Wien-Flugpost beginnt 1979. Auf 285 Seiten werden alle Belege bis 2020 vorgestellt, wie auch schon im Teil 1 mit farbiger Abbildung des Ganzbeleges sowie gesonderter Abbildung der Sonder-, Flugbestätigungs- und Ankunftsstempel. Ein besonderer Teil widmet sich der Ballon- und Luftschiffpost der verschiedenen Veranstalter, etwa ÖPJ, Kinderkrebshilfe, SOS-Kinderdörfer, ÖSFV. Sämtliche Belege, einschließlich ihrer Aufgabevarianten, sind mit Preisen in Euro, Schweizer Franken und US-Dollar versehen. Dabei betont der Autor, dass es sich um Brutto-, also Tauschrelationen, handelt. Das Werk ist optisch sehr ansprechend gestaltet und gewinnt zusätzlichen Wert durch die vielen eingearbeiteten Abbildungen außerhalb der Katalogisierung. Die übersichtliche Anordnung der Kapitel macht beide Bände leicht handhabbar. Durchgängig zeigt sich das hohe Fachwissen des Autors und sein Geschick, dieses der Leserin und dem Leser darzubieten.
Dem zweibändigen Werk ist als Standard-Handbuch für das gesamte Gebiet der UNO-Luftpost eine weite Verbreitung zu wünschen.

Flugpost ab UNO-Genf & New York, inklusive Völkerbund mit Zeppelinpost (Band 1; ISBN 978-3-9825412-5-9). Von Jörg Kühmel. 518 Seiten. Flugpost ab UNO-Wien inklusive Ballon- & Luftschiffpost (Band 2; ISBN 978-3-9825412-6-6). Von Jörg Kühmel. 459 Seiten. Preis: 49,80 Euro je Band. Bezug: Aero-philatelie, Johannes E. Palmer, Falkenweg 3, 89284 Pfaffenhofen-Biberberg, E-Mail: mail@aerophil.de.

Horst Teichmann

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Authored by: redaktiondbz

There are 2 comments for this article
  1. Peter Golombeck at 14:15

    So interessant dieses Sammelgebiet auch ist unter den Philatelisten gibt es kein besonderes Interesse Sammlungen dieser Art zu erwerben und sind die einzelnen Ausgaben noch so selten. Hier versuche ich seit Jahren meine Sammlung aus Altergründen aufzulösen, jedoch mit negativem Erfolg. Im Umkehrschluss ist es nicht empfehlenswert solch eine Sammlung aufzubauen.
    Es ist das erste Mal, dass ich meine Meinung zu dieser Thematik bekannt gebe.

    • Jörg Kühmel at 11:07

      Nun,… ist das nicht bei allen Sachwerten der Fall, die nicht als Statussymbol gelten und damit zur Wertanlage in Zeiten grassierender Inflation geeignet sind (wie Uhren, Füllfederhalter, Gold, Silber etc.). Selbst Zeppelinbelege haben bei den Belegen, die man nicht groß suchen muss, einen Preis (nicht Wert-) verfall, der merklich ist.

      Genau deswegen sind diese Korrekturen im Katalogwesen eben wichtig. Wenn die demographische Entwicklung der Gesellschaft und damit verbunden die Interessenslage der Freizeitgestaltung derart im Wandel ist, verliert die Wertigkeit an Kontinuität und orientiert sich nur an „Marktpreisen“. Sammlungen sind teilweise unverkäuflich, ob nun die Gebiete im Fokus stehen, die noch von einigen Sammlern gepflegt werden (Brustschilde oder Germania) oder Sparten wie Astro, Antarktis, Aero oder maritime Gebiete oder eben thematisches wie UNO als eine Art „weltumspannende Philatelie“.

      Solange der umworbene Nachwuchs stundenlang am Handy klebt und die Welt fast nur noch virtuell wahrnimmt, wird das analoge Sein wie ein Rückzugsgefecht mit prähistorischen Mitteln daherkommen … und kaum Freunde mit der Freude des Wissensgewinns durch eigenes Sammeln gewinnen können. Dass ändert auch keine Selbstdruck- oder Kryptomarke, Schlümpfe und Mickey-Mouse Bildchen oder irgendwelche ideologischen Themen einer gerade aktuellen Agenda.
      Ändern kann das nur ein Gefühl von persönlichem Gewinn, sei er monetär oder ideell. Dass wir davon weit entfernt sind, zeugt das Händler- und Vereinssterben im Lande. Philatelie hat was altbackenes, langweiliges. Das hat so gut wie keiner auf dem Schirm. Es arbeitet aber auch kaum einer an einer Aufarbeitung des Niedergangs. Es gibt sogar Leute, die bleiben nur deswegen in einem Verein, um bei dessen zu erwartender Auflösung einen Anteil am Vermögen zu erhalten.

      Wie kann man nun gegensteuern?
      Die Verbindung des Unterschiedes von gelebter und vermittelter Geschichte, recherchiertes neues Wissen und der im Nachhinein unveränderlichen Emissionen verausgabter Marken im Zusammenhang mit einer korrekten Bewertung kann die Freude am Suchen und Finden wiederbeleben.
      Wenn etwas verschüttet ist, ist es noch lange nicht verschwunden.
      Wenn Marken wieder künstlerisch hochwertig (!) hergestellt werden, das Auge des Betrachters in einer Weise triggert, dass man eben freiwillig und von allein tiefer in die Materie einzusteigen gewillt ist, hat diese Form von Kunst wieder eine Chance.

      Und das ist es auch.
      Kunst.
      Philatelisten sind Sammler von kleinen Kunstwerken.
      Ausgehend davon sind z.B. „Aerophilatelisten“ sammelnde Anwender dieser Kunstwerke usw.

      Eines beruhigt:
      Nach jedem Hoch ist das Tief sicher.
      Aber im Tief ist auch ein folgendes Hoch nicht vermeidbar.

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