Postgeschichte herausragend dargestellt

Postgeschichte herausragend dargestellt

Ein neues Standardwerk ist erschienen. Pünktlich zum Jahrestag der Währungsreformen in den Westzonen, der Sowjetischen Besatzungszone und schließlich der Viersektorenstadt Berlin legte Klemens Nicklaus eine Studie vor, die zweifellos für jenen Zeitraum, den wir überblicken können, Bestand haben wird.
Dabei gelang es Nicklaus, sowohl die Leser mit mäßigen Vorkenntnissen als auch die Spezialisten anzusprechen. Wer sich bislang nur am Rande mit der Berliner Postgeschichte nach Kriegsende und den Währungsreformen in West und Ost befasst hat, findet in dem Band alle nötigen Informationen, um Belege zuordnen und korrekt deuten zu können. Doch profitieren auch alle, die bereits jedes Berlin-Buch intensiv studiert haben, vom riesigen Erfahrungsschatz des Autors und den vielfältigen Abbildungen, denn das Handbuch ist alles in einem: Lesebuch, Nachschlagewerk, Katalog, Zitierquelle und Basis für die weitere Forschung. Letzteres gilt nicht nur für den Kreis der Berlin-Philatelisten.

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Auch Liebhaber der Westzonen und der Sowjetischen Zone werden die bestens belegten Daten und Fakten zu schätzen wissen. Wie intensiv die Berlin-Philatelie in die Philatelie aller anderen Gebiete der Jahre 1945 bis 1949 hineinspielt, arbeitet Nicklaus perfekt heraus, ohne darüber große Worte zu verlieren. Man muss schon selbst lesen, das vermittelte Wissen aufnehmen und seine Schlussfolgerungen für den weiteren Ausbau der eigenen Sammlung ziehen.
Hervorzuheben sind die Bewertungen für die einzelnen Belege, eine nach dem Kenntnisstand des Rezensenten erstmals geleistete Sisyphosarbeit. Umfangreich fällt natürlich die Darstellung des Postkrieges aus, der den unerklärten militärischen Krieg – die Belagerung einer Stadt zählt zu den Kriegshandlungen, die Unterbrechung der Verkehrswege nach Berlin entsprach einer Belagerung – begleitete. Nicklaus beendet seine Schilderungen mit dem 15. September 1949, also dem offiziellen Ende des mit den Währungsreformen einhergehenden Postkrieges. Die Präsentation fällt ebenso herausragend aus wie die Vorstellung der postalischen Aktivitäten im Zahlungsverkehr, ein von Philatelisten wegen der nur teilweise notwendigen Markenfrankaturen mitunter übersehener Bereich der klassischen Post. Nach der Berliner Teilung befand sich das Postscheckamt im Sowjetischen Sektor, für die Westsektoren musste es komplett neu aufgebaut werden. Anderthalb Monate ruhte der Zahlungsverkehr, das Postscheckamt Berlin (West) führte dann zunächst Konten in West- und Ostmark. Man mag sich lieber nicht vorstellen, wie eine solche Konstellation in unseren Tagen praktisch umgesetzt werden würde…
Selbiges gilt für die vielen Möglichkeiten, Briefmarken zu verkleben, auf denen fast immer „Deutsche Post“ stand. Zur Frage, welche Ausgaben in Berlin offiziell gültig waren und welche im Alltag zwar nicht geduldet, aber auch nicht zurückgewiesen wurden, referiert Nicklaus die unterschiedlichen Auffassungen und fällt schließlich ein salomonisches Urteil. Total unsalomonisch erklärt derweil der Rezensent, dass Klemens Nicklaus Buch zum Grundbestand jedweder Berlin-Bibliothek gehört.
Die Währungsreform in Berlin (West) 1948/49 – eine philatelistische Betrachtung. Handbuch der Berliner Währungsreform mit Bewertungen. Von Klemens Nicklaus. 302 Seiten, rund 200 Farbabbildungen, Format: DIN A4, gebunden mit Festeinband. Preis: 45 Euro (Mitglieder der Forschungsgemeinschaft Berlin 40 Euro) plus Versandkosten. Erhältlich bei Norbert Sehler, Kreuznacher Str. 20, 14197 Berlin, Tel. 030 / 8218533, geschaeftsstelle@fgberlin.de, www.fgberlin.de.


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Iberische Halbinsel 2024

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Preis: 74,00 €
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Authored by: Torsten Berndt

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