
Die Postscheine von Mecklenburg
Der Begriff des Postscheins ist uns heute nicht mehr geläufig. Im 18. und 19. Jahrhundert verstand man darunter eine Quittung für die Posteinlieferung eines eingeschriebenen Briefes, Wertbriefs oder Pakets. Mit einem solchen Nachweis in der Hand konnte der Einlieferer im Fall des Verlusts einer Sendung seine Ersatzansprüche geltend machen.
Man darf nicht vergessen, dass die Übermittlung von Nachrichten und Gütern in früheren Zeiten vielen Gefahren und Risiken ausgesetzt war. Je nach Art der Sendung haben die Scheine unterschiedliche Formate und weichen auch in der Gestaltung voneinander ab. So bieten sie für die Forschung ein faszinierendes Betätigungsfeld und spiegeln Entwicklungen in der Kommunikation und Verwaltung wider.
Drei Autoren der Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg haben sich zusammengetan, um alle bis dato bekannten Postscheine von Mecklenburg-Schwerin zu erfassen und zu systematisieren. Im Blickpunkt stehen zunächst die Städte Schwerin, Rostock und Güstrow. Weitere Ortschaften sollen folgen, gleichfalls noch nicht behandelte Arten von Scheinen wie etwa Einzahlungsquittungen oder Rückscheine.
In der Vergangenheit hat sich Professor Hans Weidlich eingehend mit den Postscheinen von Preußen und von Württemberg befasst. Seine Vorgehensweise übernehmen die Autoren und ergänzen sie durch eigene Forschungen.
Auffallend ist die Vielfalt der Postscheine Mecklenburg-Schwerins. Bis 1849 ist das Querformat üblich, danach setzt sich ein standardisiertes Hochformat durch. Büttenpapier kommt zur Verwendung ebenso wie grün-graues oder bläuliches Farbpapier. In der textlichen Ausführung lassen sich neben unterschiedlichem Layout zahlreiche voneinander abweichende Formulierungen beobachten wie auch Varianten bei den verwendeten Schrifttypen oder Unterschiede der Amtsbezeichnungen. Das führt dazu, dass fast jeder Postschein sein individuelles Gesicht hat.
In alphabetischer Reihenfolge der Postorte werden die Postscheine chronologisch vorgestellt. Jedes Muster ist in Originalgröße abgebildet, begleitet von einem „Steckbrief“. Er gibt als wichtigstes Unterscheidungsmerkmal die Art des jeweiligen Jahresvordrucks an und verweist auf charakteristische Spezifika. Hinzu kommen die Früh- und Spätverwendungsdaten und die Angabe zur Anzahl der gesichteten Exemplare. Nicht selten handelt es sich um Unikate, meist haben weniger als zehn Exemplare vorgelegen. Den „Rekord“ bilden zwei Muster mit je 22 Vorlagen.
Die Vorstellung der drei Städte Güstrow, Rostock und Schwerin gibt Auskunft über die Einwohnerzahl in den Jahren 1810 und 1867, die Zuordnung des Postdistrikts mit Anzahl der Postanstalten sowie die jeweiligen Postmeister/-beamten mit dem Zeitraum ihrer Tätigkeit. So lässt sich die Unterschrift auf dem Postschein genau zuordnen.
Die Galerie der Postscheine umfasst insgesamt rund 130 Exemplare. Die Autoren sind sich bewusst, dass ihr erster Versuch einer zusammenfassenden Darstellung nur ein vorläufiges Ergebnis liefern kann. Sie rufen deshalb ausdrücklich dazu auf, „dass noch weitaus mehr Sammler ihre Bestände durchforsten, um evtl. noch nicht erfasste Scheine bzw. weiterführende Verwendungsdatenmitzuteilen“. Ziel ist die Erstellung eines Nachschlagewerks sämtlicher mecklenburgischer Postscheine.
Das gut gestaltete Heft mit klarem Layout und sauberen, deutlichen Abbildungen macht Lust, sich mit diesem spannenden Aspekt der mecklenburgischen Postgeschichte näher zu befassen.
Rainer von Scharpen
Verzeichnis der Postscheine von Mecklenburg (Beilage Großherzogspost Rb-Nr. 95). Von Achim Schade, Günther Theile und Thomas Wickboldt. Berlin: Arbeitsgemeinschaft Mecklenburg, 2024. Format: DIN A4, 80 Seiten, farbige Abb., Softcover mit Heftbindung. Preis: 10 Euro plus Versandkosten. Bezug: Thomas Wickboldt, Karl-Marx-Str. 11, 16341 Panketal. Tel. 0171 / 4874219, E-Mail: info@arge-mecklenburg.de.
Titelabbildung: Frühester Postschein von Rostock vom 13. August 1760. Bislang ist nur ein einziges Exemplar bekannt.

Briefmarken Vierländerkatalog 2025
ISBN: 978-3-902662-76-7
Preis: 79,90 €
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